Coaching / Beratung / Therapie

Grenzen im Beratungs-/Coachingprozess zur Psychotherapie

Zur Selbstverpflichtung des Beraters oder Coaches gehört es, dass die vom Klienten gewählte Auswahl der Themen, der Zielsetzung und die Intensität der Beratung nicht zu verlassen ist. Diese Sicherheit muss für den Klienten auch dann sichergestellt sein, wenn der Coach über psychotherapeutische oder psychopathologische Kenntnisse verfügt. Der Klient ist Kunde und kein Patient! Die Freiwilligkeit des Klienten ist die wichtigste Basis für einen optimalen Coachingprozess. Auch die für den Klienten wichtige Nachvollziehbarkeit des Prozesses ist für den Coach eine Verpflichtung. Sobald der Verdacht einer “psychischen Erkrankung” gegeben ist, wie etwa die einer neurotischen oder gar psychotischen Störung, würde der Coach für sich die Kompetenzen einer psychotherapeutischen Fachkraft oder die eines Arztes in Anspruch nehmen. In solchen Situationen ist die Abgrenzung des Coaches absolut zwingend erforderlich. Auch in evtl. Zweifelsfällen ist ein Abbruch der vereinbarten Sitzungen angezeigt.

Coaching oder Beratung:

  • Coach ist keine geschützte Berufsbezeichnung
  • Professionelle Form individueller Beratung im beruflichen oder privaten Kontext
  • Fokussierung auf berufliche oder private Fragestellungen
  • Der Coach denkt nicht in Krankheitsbildern
  • Die Handlungs- und Reflexionsfähigkeiten müssen gegeben sein
  • Zielorientierte und situativ ausgerichtete Begleitung
  • Wenige Sitzungen und ein begrenzter Zeitrahmen
  • Die Kosten werden selbst gezahlt
  • Coach und Klient bestimmen gemeinsam den Inhalt und Ablauf des Prozesses

Abgrenzung zur Psychotherapie

Die Psychotherapie ist vor allem über ihre Indikation zur Beratung abzugrenzen. Sie richtet sich im Sinne einer Behandlung und Heilung an Menschen mit mittleren bis starken psychischen Problemen -bis hin zu Psychosen, die u.a. auch medikamentös behandelt werden müssen. Die Beratung dient dem “gesunden” Menschen, welcher grundsätzlich zur Selbstreflexion und autonomen Handlungen fähig ist. Auch in Bezug auf die Themenwahl und die Zielvorstellungen eines Coachingprozesses muss eine deutliche Unterscheidung klar erkennbar sein. Die Beratung oder das Coaching bezieht sich auf berufliche oder private Fragestellungen, Krisen oder auch Verbesserungs- und Veränderungswünsche. Der Inhalt und Ablauf des Coachingprozesses wird stets gemeinsam abgestimmt und nicht an den Coach verantwortlich übertragen. Der Coach arbeitet stets ergebnis- und nicht defizitorientiert. Große Ähnlichkeiten zur Psychotherapie finden sich bei den Beratungsgesprächen in der Fokussierung auf die Welt des Klienten sowie in den Gesprächstechniken, welche unter anderem aus der Gesprächs-, Gestalt- und Verhaltenstherapie bekannt sind.

Psychotherapie:

  • Psychotherapeut ist eine staatlich geschützte Berufsbezeichnung
  • Hilfe bei psychischen Krankheiten und Störungen im Sinne des DSM-IV oder ICD-10
  • Diagnose, Linderung, Verbesserung der Lebensqualität und Heilung
  • Der Psychotherapeut denkt in klinischen Krankheitsmodellen
  • Der Mangel an Handlungsmöglichkeiten macht oft eine Psychotherapie notwendig
  • Ursachenanalyse, Aufarbeitung der Vergangenheit
  • Häufig viele Sitzungen über eine längere Zeitdauer hinweg
  • Die Kosten können von der Krankenkasse übernommen werden
  • Der Therapeut übernimmt häufig die Verantwortung
  • Der Therapeut bestimmt den Inhalt und Ablauf des Prozesses

Quellen: u.a. Christa Heer (2005): Das systemisch-lösungsorientierte Coaching in der Laufbahnberatung. Möglichkeiten und Grenzen. Diplomarbeit an der Hochschule für angewandte Psychologie, Züricher Fachhochschule, s. 15.

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